Auf einen Referenten der spezielleren Art durften sich die Schülerinnen und Schüler der FOSBOS Weißenburg freuen, als der bekannte Deutsch-Rapper Ben Salomo sich dort zu einem Vortrag eingefunden hatte. 1977 in Israel geboren, aber bereits mit vier Jahren allein mit seiner Mutter nach Berlin ausgewandert, war der Künstler schon von Kindesbeinen an gezwungen, Anfeindungen aufgrund seiner jüdischen Wurzeln ertragen zu müssen. Trotzdem ging er seinen Weg und verschrieb sich der Musik, bereits ab Ende der 90er Jahre produzierte Salomo unter verschiedenen Künstlernamen und Labels mit diversen anderen Musikern zahlreiche Rapsongs und etablierte die in der Szene populäre Veranstaltungsreihe „Rap am Mittwoch“, so dass er mit Fug und Recht als einer der Wegbereiter des deutschen HipHops gilt. 2016 schließlich erschien mit „Es gibt nur Einen“ sein erstes Solo-Album.
Über diesen Werdegang berichtete Salomo in sehr authentischer und sympathischer Weise seinem gespannten Publikum, wobei sich Anekdoten und Plaudereien aus dem Nähkästchen über die deutsche Rapper-Szene abwechselten mit gleichermaßen eindringlichen wie aufrüttelnden Appellen, die Musik ganz bewusst „mit einem Filter“ zu konsumieren, um sich von den vielen antisemitischen, aber auch allgemein diskriminierenden Texten nicht beeinflussen zu lassen. Anhand zahlreicher Beispiele von Punchlines aus Songs bekannter HipHop-Größen öffnete er die Augen der Hörer und sensibilisierte diese für die häufig auch unterschwellige Botschaften, die in der Regel nicht wahrgenommen oder schlicht ignoriert werden.
Jener latente bis offene Antisemitismus war schließlich auch der Grund, weshalb Ben Salomo aus der Szene ausgestiegen ist und sich von vielen früheren Kollegen distanziert hat, stattdessen sieht er seine Aufgabe nun darin, der Gleichgültigkeit gegenüber diskriminierenden Tendenzen in der Gesellschaft den Kampf anzusagen. In diesem Rahmen betonte er auch im Vortrag immer wieder, dass es gerade an der jungen Generation liege, alltäglich zu hörende rassistische Aussagen und zu beobachtende Vorgänge nicht einfach hinzunehmen, sondern sich aktiv dagegen stark zu machen. Erscheinungen wie Antisemitismus seien „wie Herpes: Es gibt Phasen, da merkt man nichts davon, trotzdem kann er jederzeit wieder ausbrechen“. Gemessen an der Aufmerksamkeit, mit welcher die Schülerinnen und Schüler Salomos Ausführungen folgten, aufgrund der lebensnahen Art des Rappers auch keine Berührungsängste zeigten und ihn mit Fragen löcherten, darf gehofft werden, dass diese Botschaft tatsächlich ihre Wirkung entfalten könnte.
Beendet wurde der außergewöhnliche Vormittag schließlich mit einer besonderen Überraschung Salomos, der zum Beat des Publikums einen bisher unveröffentlichten Song live zum Besten gab. Besonderer Dank gebührt an dieser Stelle neben dem Künstler auch der Buchhandlung Meyer in Weißenburg, über deren Vermittlung der Vortrag überhaupt erst möglich gemacht worden ist. Übrigens: Bei wem nun die Neugierde geweckt worden ist, mehr über den manchmal ernsten, manchmal lustigen, aber in jedem Fall spannenden Lebensweg Salomos zu erfahren, dem sei das kürzlich veröffentlichte Buch „Ben Salomo bedeutet Sohn des Friedens“ ans Herz gelegt. Wer sich beeilt, kann sich in der Buchhandlung Meyer vielleicht sogar noch ein persönlich signiertes Exemplar sichern.