Der langjährige stellvertretende Schulleiter wurde nach 38 Jahren an der Fachoberschule in Weißenburg feierlich verabschiedet.

Kuriose Anekdote gleich zu Beginn dieses Textes, der ein Versuch ist, die ausschließlich lobenden Worte von acht Grußwortrednern in einen Text zu gießen, der zum einen der beruflichen Leistung und Beliebtheit Walter Otts gerecht wird und den man zum anderen noch lesen will. Als Walter Ott am 19. Februar 2007 zum „Ständigen Vertreter des Leiters der Fachoberschule und Berufsoberschule Weißenburg“ ernannt wurde, wie es in schönstem Beamtendeutsch heißt, fegte gerade der Orkan Kyrill durch weite Teile Europas. Bei Otts Verabschiedung nach 40 Jahren im Dienst und 38 Jahren an der FOS sorgte das Sturmtief Sabine zumindest für leichtere Schäden in der Region. Bezeichnenderweise wurde der stellvertretende Schulleiter gleich von mehreren Laudatoren als „Ruhepol“, „besonnen“ und kompetent bezeichnet. Ein echter Ruhepol eben, der ab kommenden Montag vielen fehlen wird, wie mehrfach beteuert wurde.

Wie zum Beispiel von Holger Munzert, der ab Montag der neue Stellvertreter des Schulleiters und damit Otts Nachfolger wird. Munzert wandte sich nach der Begrüßung der vielen Gäste in der gut gefüllten Schulaula auch an Otts Ehefrau Ingrid: „Wenn der Walter als Ehemann so gut ist wie als Kollege, dann kannst Du Dich glücklich schätzen.“

Weniger persönlich, dafür ebenfalls von tiefem Respekt und Wertschätzung geprägt war die Rede des Landratstellvertreters Robert Westphal: „Für Sie war die Lehrertätigkeit mehr als nur ein Job und Sie haben ihn mit viel Leidenschaft ausgeübt.“ Westphal skizzierte auch den Wandel in der Schullandschaft in den vergangenen 40 Jahren, in denen die Schülerzahlen an der Fachoberschule rapide zugenommen haben, das Schulgebäude erweitert und auch ein neuer Zweig Gesundheit eingeführt wurde.

Kreide statt Beamer

Statt Tafel und Kreide oder Matrizendrucker, die zu Otts Anfangszeiten als Lehrer den Schulalltag regierten, hätten heute längst Kopiergeräte, PCs, Beamer und Dokumentenkameras Einzug gehalten und die FOS oder BOS seien beide wichtige Schularten für die berufliche Bildung. „Die Lücke, die Sie hier hinterlassen, wird groß sein“, war sich Westphal sicher und dankte dem scheidenden Schulleiterstellvertreter im Namen des Landkreises und auch im Namen von Landrat Gerhard Wägemann für sein langjähriges Engagement. Abschließend sagte Westphal: „Sie waren Respektsperson und Vertrauter!“ und wünschte alles Gute für den Ruhestand.

Personalratsvorsitzender Alexander Heimisch sagte, dass Ott die Schule nachhaltig geprägt habe und nicht nur stellvertretender Schulleiter, sondern auch ein Kollege gewesen sei, der jeden Lehrer mit dem gleichen Respekt behandelt habe: „Deine Eigenschaften wechseln nicht mit der Tagesform.“ Mit seiner analysierenden, mathematischen Art sei er der „ruhende Pol“ an der Schule gewesen, der immer dafür gesorgt habe, „dass der Laden läuft“. Als weitere positive Eigenschaften lobte Heimisch Otts fröhliche, hilfsbereite, kompetente und bescheidene Art und sein stetes Interesse an technischen Innovationen sowie seine große Expertise beim Erstellen des Stundenplans, die sicherlich auch gut geeignet sei, um als Berater den Fahrplan der Deutschen Bahn auf Vordermann zu bringen. Gemeinsam mit weiteren Vertretern des Kollegiums und der Verwaltung überreichte Heimisch einen Gutschein für einen Urlaub mit der Bahn und meinte abschließend: „Eine FOSBOS ohne Walter Ott ist möglich, aber nur schwer vorstellbar.“
Elternbeiratsvorsitzender Karl- Heinz Kettler fand ebenfalls nur Lob: Ott habe immer ein offenes Ohr für Eltern und Schüler gehabt und für jedes Problem die passende Lösung gefunden: „Sie werden uns fehlen – vor allem als Mensch. Herzlichen Dank für Ihren Einsatz.“

„Sie waren ein Ruhepol“

Schülersprecherin Sophie-Marie Mühling machte es knapp, aber nicht weniger herzlich: „Ich habe nur Gutes über Ihren Unterricht gehört!“ Auch die SMV habe Ott immer mit Rat und Tat unterstützt: „Sie waren ein absoluter Ruhepol. Danke für alles.“

Peter Schiebsdat als Vorsitzender des Freundeskreises sagte: „Ich möchte Sie ganz offiziell in die längsten Ferien Ihres Lebens verabschieden. Auch für mich waren Sie immer die Seele und der ruhende Pol der Schule. Ich hätte Sie gerne als Mathelehrer gehabt.“

Schulleiter Klaus Drotziger war es vorbehalten, noch einmal Otts Schullaufbahn Revue passieren zu lassen. Dafür blickte er in die inzwischen recht stattliche Personalakte und bekannte: „Wir können uns noch gar nicht vorstellen, wie es am Montag sein wird, wenn Dein PC nicht mehr läuft und Du nicht mehr an Deinem Schreibtisch sitzt.“ Auch Drotziger bezeichnete seinen Stellvertreter als „absolut zuverlässig“, „vertrauenswürdig“ und „kompetent“ und überreichte ihm am Ende seiner Rede im Namen des Freistaats Bayern die offizielle Entlassungsurkunde: „Ich wünsche Dir in unser aller Namen für den neuen Lebensabschnitt alles Gute, besonders Gesundheit und dass Du all das tun kannst, was Du Dir vorgenommen hast.“ Für Otts Ehefrau Ingrid hatte der Schulleiter als Dank für den Rückhalt für ihren Mann in all den Jahren einen Blumenstrauß parat und meinte augenzwinkernd: „Wir bitten Sie als neue Dienstherrin von Walter Ott, seine herausragenden Leistungen an der FOSBOS Weißenburg äußerst wohlwollend zu berücksichtigen. Er ist als Lehrer, Stellvertreter und Beamter über viele Jahre einen regelmäßigen Stundenplan und feste Termine gewöhnt. Es wäre daher schön, wenn sein zukünftiger häuslicher Dienstplan auf diese Erfahrungen abgestimmt werden könnte.“

Der Vielgelobte, der nie woanders hinwollte und deshalb auch nie einen Versetzungsantrag gestellt hat, gab die vielen Komplimente in seiner bescheidenen Art an die Kollegen zurück und betonte, dass er seine Zeit an der FOSBOS in Weißenburg, die so eigentlich ursprünglich nie geplant war, nie bereut habe. Er sei jeden einzelnen Schultag in den vergangenen 38 Jahren gerne auf die Arbeit gegangen: „Sie alle haben mir diese Arbeit leicht gemacht.“ Ott dankte den Schülern, dem Elternbeirat, dem Freundeskreis, dem Hausmeister und den Damen der Verwaltung für die Unterstützung und auch seinem früheren Chef Franz Luber: „In diesem Team hat es mir stets Freude bereitet mitzuarbeiten.“ Auf den Ruhestand habe er sich gedanklich gut vorbereitet: „Es muss sich niemand Sorgen machen um mich.“ Auch weiterhin wolle er seinem Lebensmotto treu bleiben, das von Bob Dylan stammt: „Ein Mensch ist DANN erfolgreich, wenn er zwischen Aufstehen und Schlafengehen das tut, was ihm gefällt.“ Ähnlich stimmig war das Schlusslied der eigens gegründeten Lehrerband: „You‘ve got a friend“.

MARKUS STEINER (Text und Fotos)


Mit freundlicher Genehmigung des Weißenburger Tagblatts.

Stehende Ovationen für den stellvertretenden Schulleiter: Walter Ott wurde am Ende seiner Rede mit viel Beifall bedacht. Nach 38 Jahren verlässt er die FOSBOS Weißenburg und ist ab Montag im wohlverdienten Ruhestand.

Schulleiter Klaus Drotziger überreicht seinem Stellvertreter Walter Ott neben der Ruhestandsurkunde auch die Urkunde zum 40-jährigen Dienstjubiläum. (Foto: Andreas Stiepak)

Personalratsvorsitzender Alexander Heimisch: „Eine FOSBOS ohne Dich ist nur sehr schwer vorstellbar.“

„Ab kommenden Montag ist viel Platz in Deinem Stundenplan“, erklärte Otts Nachfolger Holger Munzert.

Sorgte für den guten Sound: die eigens gegründete Lehrerband, die zum Abschluss „You‘ve got a friend“ spielte.