Lesen bildet. Lesen schult die Sprachfähigkeit. Lesen fördert Kreativität. Aber vor allem: Lesen macht Spaß! Natürlich nur, wenn auch die entsprechenden Bücher zur Verfügung stehen. Für alle Schüler/innen, die sich nicht ständig neues Lesematerial kaufen wollen, die örtliche Bibliothek schon dreimal durchgeschmökert haben oder schlicht eine schnelle und bequeme Möglichkeit nutzen wollen, an neue Bücher zu gelangen, gibt es nun an der FOSBOS Weißenburg eine offene Bücherbörse.
Das Prinzip ist so einfach wie praktisch und inzwischen auch vielen nicht mehr ganz unbekannt: An einem frei zugänglichen Ort wird ein Fundus an Lesestoff eingerichtet, den Grundstock hierfür liefern Bücherspenden von Einzelpersonen, Buchhandlungen und Büchereien. Dabei macht es keinen Unterschied, ob die Exemplare neu oder gebraucht, anspruchsvoll oder trivial, deutsch oder fremdsprachig sind, alles findet seinen Platz. Aus dieser Sammlung kann sich nun jeder frei und kostenlos bedienen, wer sich von einem bestimmten Buch angesprochen fühlt, der nimmt es schlicht und einfach mit, ohne Formalitäten, Register, Leihfrist oder Ähnliches. Vielleicht findet man sogar so großen Gefallen daran, dass man es am liebsten für immer behalten möchte? Auch das kein Problem. Damit das Ganze natürlich funktioniert, ist es nötig, dass auch stets wieder neue Bücher eingestellt werden, sei es als Gegenleistung für ein entnommenes oder auch mal einfach so. Nun mag hier auf den ersten Blick vielleicht die Frage aufkommen, ob das denn tatsächlich funktionieren kann – ein Blick zu den bereits an vielen Orten existierenden Bücherbörsen beantwortet diese schnell. Egal ob in einer alten Telefonzelle in einem sozialen Brennpunkt Nürnbergs, in einem gehobenen Café in München oder an einer Dorfkirche irgendwo in der fränkischen Provinz, ähnliche Einrichtungen existieren bereits an vielen Orten und erfreuen sich zunehmender Beliebtheit.
Wieso also nicht auch an der FOSBOS Weißenburg, dachte sich Deutsch-Lehrerin Monika Dahm und startete gemeinsam mit Fachbetreuer Benjamin Reinhard das Projekt „all you can read“. Schnell war ein großes Regal, von Hausmeister Armin Späth liebe- und mühevoll im weißen Vintage-Look gestrichen, organisiert und im Internet-Café der Schule ein Platz für die Börse gefunden, doch die eigentlichen Herausforderungen standen noch bevor: Würde das Projekt auf Interesse stoßen? Würden überhaupt genug Bücherspenden aus dem Kollegium und der Schülerschaft zusammenkommen, um zum Start den Aufbau einen angemessenen Grundstock zu ermöglichen?
Jegliche Skepsis löste sich jedoch schnell in Luft auf, das Engagement von allen Seiten übertraf jede Erwartung, in kürzester Zeit ist eine Fülle an Werken, darunter alte Klassiker im Reclam-Format, aber auch neuwertige, sogar noch in den Verkaufscharts gelistete Bücher, eingetrudelt, ebenso ist die Sachbuch-Ecke reichlich bedacht worden. Die große Fluktuation in den ersten Wochen „widerlegt eindrucksvoll das Klischee, heutzutage würde die Jugend nur noch vor dem Handy bzw. PC sitzen“, freut sich Reinhard. Dabei scheint die Börse neben der reinen Lesefreude auch praktische Lebenshilfe zu bieten, wie der Pädagoge mit einem augenzwinkernden Verweis auf die stets nur ein Tag präsenten und schnell wieder vergriffenen Sexual-Berater aus dem Sachbuch-Bereich konstatiert.
Bleibt zu hoffen, dass das Projekt weiterhin auf so großes Interesse stößt und das Konzept der offenen Bücherbörse vielleicht sogar an weiteren Einrichtungen eine Realisierung findet, beispielsweise als angenehme Alternative zu den üblichen Zeitschriftensammlungen in Wartezimmern und Ähnlichem. Lesen kann man schließlich nie genug!