Soll sich unsere virtuelle Schulfirma, ein fränkischer Hersteller von Fahrrädern, an einem Zulieferer von Brems- und Schaltkomponenten beteiligen? Über Wochen hatten die Schüler/innen der 13. Klassen des Wirtschaftszweigs der FOSBOS Oberschule Weißenburg im Themenbereich Finanzwirtschaft Kennzahlen berechnet und bewertet, um die Finanz- und Ertragslage des Zulieferers beurteilen zu können. Vermögenslage, Eigenkapitalausstattung bzw. Verschuldung des Unternehmens sowie Rentabilität und Ertragskraft wurden beurteilt und als Grundlage für die Entscheidung über die Beteiligung diskutiert. Doch wie sieht die Analyse der Finanz- und Ertragskraft eines Unternehmens in der Praxis aus?
Wir fragten dort nach, wo zur Beurteilung der Kreditwürdigkeit Bilanzen und weitere Geschäftszahlen von einer Vielzahl von Unternehmen laufend ausgewertet werden: bei einer Bank. Von der Raiffeisenbank Weißenburg-Gunzenhausen e.G. konnte Marco Ehrngruber, Gewerbekundenspezialist am Standort Weißenburg, für einen Vortrag gewonnen werden und er zeigte zunächst auf, dass einer Kreditentscheidung immer eine ganzheitliche Beurteilung der betrieblichen und privaten wirtschaftlichen Situation des Bankkunden zugrunde liegt.
Ziel der umfangreichen Analysen ist ein Rating, in dem dargestellt wird, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Kreditnehmer in der Lage sein wird, seinen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen, wobei die zielgerichtete Analyse von Bilanz sowie Gewinn- und Verlustrechnung des Unternehmens einen Kernpunkt des Ratings darstellt. Und in der hier durchgeführten elektronischen Bilanzauswertung konnten die Schüler/innen auch „ihre“ Kennzahlen entdecken und erkennen, dass das Schulwissen in der Praxis Anwendung findet.
Ehrngruber konnte natürlich noch mit vielen Details und Hintergrundinformationen aus der Praxis des Firmenkundengeschäfts aufwarten, die einen neuen Blick auf die wirtschaftliche Lage eines Unternehmens aus Sicht der Bank ermöglichten, sei es bei der Beurteilung der Eigenkapitalquote, der Umsatzrentabilität oder des Cash Flow.
Und als Ehrngruber nochmals besonders hervorhob, dass letztendlich immer auch qualitative Argumente, wie z.B. die Einschätzung der Person des Kreditnehmers, den Ausschlag für die Kreditentscheidung geben, konnten sich die Schülerinnen und Schüler nochmals bestätigt sehen, da auch sie im Unterricht die Beteiligung an dem Hersteller von Brems- und Schaltkomponenten zur Sicherung der Zulieferung des Fahrradherstellers trotz nicht besonders guter Bilanzkennzahlen befürworteten. Der Einblick in die Praxis bot somit eine ideale Ergänzung zu den Berechnungen und Bewertungen im Unterricht und hat den Themenbereich Finanzwirtschaft sehr gut abgerundet