Die realen Wunder – Die Doppelfeier in der Zionshalle und der Zauberlehrling Harry Potter

Diese Zahl ist einfach zu groß für eine einzige Veranstaltung. 359 Zeugnisse in gebotenem feierlichen Rahmen den Absolventen der Beruflichen Oberschule Weißenburg zu übergeben – dazu braucht es schon zwei Feiern. Beide gingen umbau­bedingt nicht wie in den vergangenen Jahren in der Gunzenhausener Stadt-, sondern in der Zionshalle auf der Hensoltshöhe über die Bühne.

Landrat Gerhard Wägemann, Stellvertreter Robert Westphal, der Gunzenhausener Rathauschef Karl-Heinz Fitz, Weißenburgs stellvertretendes Bürgermeisterduo Maria Schneller und Gerhard Naß – sie alle waren des Lobes voll für die Schüler der Schule, die sich mittlerweile selbst am liebsten FOSBOS nennt. Die ehemaligen Schüler selbst schossen im Gottesdienst eine Sammlung an guten Wünschen für die Zukunft in einer Kugel sym­bolisch hinauf zur Internationalen Raumstation. Die musikalische Umrahmung erfolgte wie gewohnt durch die Hausband der Schule: „FOStration“.

Nach dem ökumenischen Gottesdienst konnte der stellvertretende Schulleiter Walter Ott zu Beginn der beiden Abschlussfeiern mit beeindru­ckenden Zahlen aufwarten. 325 Schüler haben die Abschlussprüfung bestanden. Dass mehr Zeugnisse als Absolventen ausgegeben wurden, ist schnell erklärt: Denn viele, die bis vor Kurzem noch die 13. Klasse besucht hatten, bekamen sowohl jenes der fachgebundenen Hochschulreife als auch das allgemeine Abiturzeugnis.

28 Schüler haben im Notendurchschnitt eine Eins vor dem Komma, so Ott. Die Schulbeste, Julia Wuttke aus Georgensgmünd, brachte es auf einen Schnitt von 1,3. Den Förderpreis der Sparkassen gab es für Anja Eckerlein (Höttingen) und Sarah Steiner (Gunzenhausen). Die weiteren Klassenbes­ten sind (in alphabetischer Reihenfolge): Laura Enderlein (Weibolds­hausen), Natalie Engert (Röttenbach), Annalena Felber (Weißenburg), Linus Hermanns (Pleinfeld), Laura Hinz (Markt Berolzheim), Daniela Hollstein (Roth), Alena Huber (Heideck), Niklas Kaumeier (Markt Berolzheim), Emely Kunze (Gunzenhausen), Christian Meixner (Hilpoltstein), Daniel Paluska (Gunzenhausen), Nick Proff (Schwabach), Maximilian Steinrück (Roth), Sandro Waha (Gunzenhausen) und Jens Wöhler (Hilpoltstein).

An beiden Feiern wurden natürlich die Jahrgangsbesten geehrt. Den Auftakt machten die Schüler der Berufsoberschule. Unser Bild zeigt die Schüler mit einer Eins vor dem Komma.

Sie sowie alle Absolventen hätten „Ehrgeiz und Fleiß gezeigt“ und nun „eine wichtige Lebensphase abgeschlossen“, so Landrat Wägemann im Namen des Landkreises als Sachaufwandsträger der Schule. Mit dem Zeugnis erhielten sie an ihrem Tag der Freude einen „Schlüssel, der in viele Schlösser passt“. Er freue sich darüber, wenn die Absolventen im Landkreis eine Ausbildung begännen oder nach einem Studium wieder zurück­kämen. Denn hier sei beides möglich: Erfolg und Gesundheit. Schließlich sei Altmühlfranken nun ja „Gesundheitsregion Plus“ – eine entsprechende Ausbildungsrichtung werde ab kommendem Schuljahr auch an der FOSBOS angeboten.

„Willkommen im Leben“, brachte es der Elternbeiratsvorsitzende Christian Wuttke auf eine einfache Formel. Nun gelte es noch selbstständiger als bisher zu werden, bei der Suche nach den richtigen Entscheidungen sich zugleich aber auch „nicht verrückt machen zu lassen – geht Euren eigenen Weg!“

Eine saubere Leistung: Auch an der Fachoberschule in Weißenburg überzeugten etliche Absolventen mit überragenden Noten und sicherten sich im Abschlusszeugnis eine Eins vor dem Komma.

In die Fantasiewelt hob hingegen Schulleiter Klaus Drotziger in seiner Festansprache ab, ausgehend von der Frage: „Was macht eigentlich Harry Potter nach seinem Besuch der Hogwarts-Schule?“ Wahrscheinlich aber werde man nie erfahren, was der junge Zauberlehrling als Erwachsener so getan habe. Er und viele andere Helden der Jugend hätten eben alle ihre Zeit, aber „als Erwachsene brauchen wir die Fantasiewelt unserer Helden nicht mehr, weil unsere eigene reale Welt genügend Wunder und Veränderungen bietet, die uns mehr als ausreichend beschäftigen.“

Dabei verwies er auf die Zeit der Geburtsjahre der jetzigen Absolventen, als es noch keine Smartphones gab: „Mit den damaligen Handys konnte man nur eines: telefonieren. Wer Musik hören wollte, bemühte einen Walkman, wer fotografieren wollte, hatte eine Kamera dabei, und an tragbare Navigationsgeräte dachte man gar nicht erst. In ihrer bisherigen Lebenszeit ist aus einem simplen drahtlosen Telefon ein Multifunktionsgerät geworden – in nur knapp 20 Jahren.“ Die Entwicklung davor sei nicht minder rasant verlaufen: „Ihre Großeltern haben die Bilder ihrer Jugend auf Papier und ihre Musik auf Schallplatten oder Kassetten.“

Und dann verriet Drotziger doch noch was über die Zukunft Harry Potters. Er werde genau das tun, was den Absolventen weiterhin bevorsteht: „Sie werden rasanten Fortschritt und rasanten Wandel erleben!“ Selbstfahrende Autos, die Notfall-Uhr, die selbstständig den Arzt ruft, eine sich ständig verbessernde Sprachsteuerung von Computern nannte Drotziger als Zeichen dieser Entwicklung. Doch neben einem solchen Erleben würden die Schüler von einst auch in den nächsten Jahren „das tun, was sie auch in den letzten 20 Jahren und insbesondere bei uns an der Schule getan haben: Sie werden lernen!“ Eben mit jenen Veränderungen umzugehen, was letztlich zum Erfolg führe. Im Namen der Lehrerschaft rief der Schulleiter den Absolventen schließlich zu: „Wir wissen, dass Sie diesen Weg in die Zukunft schaffen werden.“


Abdruck des Textes mit freundlicher Genehmigung des Weißenburger Tagblatts. Fotos: Jürgen Leykamm

Echt hoch geflogen: Die Schüler bastelten eine Kugel mit Wünschen, die sie symbolisch zur internationalen Raumstation ins All beförderten.