Abschlussfeier der Fachober- und Berufsoberschule Weißenburg mit einer kleinen Schelte für das Kultusministerium

Gunzenhausen. Viel Lob für die 306 Absolventen, etwas Schelte fürs Kultusministerium, mitreißende Live-Musik: Mit diesen Elementen waren nun die beiden Abschlussfeiern der Beruflichen Oberschule Weißenburg in der Gunzenhausener Zionshalle gespickt. „Endlich keine Schule mehr“ würden wohl viele derer denken, die nun die Fachober- und Berufsoberschule (FOSBOS) verließen, vermutete dabei Schulleiter Klaus Drotziger in seiner Festrede.

Ein Satz, den wohl auch die meisten der anderen Anwesenden „wohl irgendwann einmal gedacht haben“. Bevor sie gemerkt hätten, dass das Leben danach nicht unbedingt einfacher wird. So müsse etwa die stattliche Ferien- gegen knapp bemessene Urlaubszeit eingetauscht werden.

Aber vielleicht verberge sich ja hinter dem eingangs erwähnten Gedanken ein anderer, nämlich: „Endlich kein Lernen mehr!“ Das aber sei ein gehöriger Trugschluss, wie der Schulleiter deutlich machte. Es gelte nicht nur während der beruflichen Laufbahn sich stets weiterzubilden. Vielmehr heiße es auch zu lernen, einen eigenen Haushalt zu führen, seine Rolle in der Gesellschaft einzunehmen, mit dem selbst verdienten Geld zurechtzukommen oder sich als Vater oder Mutter zu bewähren. „Das Leben ist eine Ganztagsschule“, folgerte Drotziger.

Dazu noch eine, die unbarmherziger sei als die FOSBOS, die einen Schutzraum bilde, in dem man noch ungestraft Fehler machen dürfe. In der Zeit danach sähe dies anders aus. Allerdings seien die Absolventen auf diese auch sehr gut vorbereitet, da sie in der Beruflichen Oberschule das Rüstzeug erhalten hätten, um die anstehenden Herausforderungen „hervorragend zu meistern“.

23 Damen und Herren, die gemeinsam mit den jetzigen Absolventen die Schulzeit an der FOSBOS angetreten hatten, erreichten die Ziellinie allerdings nicht. Dafür erhielten die 306, die sie überqueren durften, gleich 366 Zeugnisse. Zwei gab es nämlich für jene 60 Besucher der 13. Klassen, die neben der fachgebundenen auch die allgemeine Hochschulreife erwarben, klärte Walter Ott als stellvertretender Schulleiter auf. Insgesamt sei 38-mal ein Notendurchschnitt mit einer Eins vor dem Komma zu verzeichnen gewesen, konnte er erfreut vermelden.

Dem Vizechef oblag es zugleich, die Feiermodalitäten zu erläutern. Die Zionshalle hätte zwar über ausreichend Platz verfügt, alle Absolventen samt Eltern, Familienangehörige und Freunde für eine einzige Abschlussfeier zu beherbergen, dann aber wäre aufgrund der großen Zahl der zu übergebenden Zeugnisse kein vernünftiger zeitlicher Rahmen mehr möglich gewesen.

Dass die nun wie bisher aufgeteilten Veranstaltungen allerdings an einem einzigen Tag und das auch noch an einem Montag über die Bühne gehen sollten, sei einer Anordnung des Kultusministeriums geschuldet, ließ Ott im Gespräch mit unserer Zeitung durchblicken. Der Elternbeiratsvorsitzende Christian Wuttke wollte dies nicht unkommentiert stehen lassen und fand unter Beifall zumindest aus den Schülerreihen deutliche Worte für die Behörde: „Solch einen Blödsinn kann sich nur ein Beamter ausdenken.“ Mit einem solchen Vorgehen werde unterschwellig die Botschaft erkennbar, dass die erzielten Abschlüsse „ein Abi zweiter Klasse“ seien, ärgerte sich der Vorsitzende und forderte die Korrektur der Terminierung für die folgenden Abschlussjahrgänge.

Im Gegensatz zu dieser vermeintlichen Abwertung attestierte Landratstellvertreter Robert Westphal den gut 300 Damen und Herren, dass ihnen nun „alle Türen offen stehen“ und es nun gelte, das eigene Potenzial auch auszuschöpfen. Mut zu Entscheidungen erhoffte sich Gunzenhausen Bürgermeister Karl-Heinz Fitz von den Absolventen, die auf einen vielversprechenden Markt träfen. Oft würden „Mitarbeiter händeringend gesucht“. Die Grundschulen etwa litten an zunehmenden Lehrermangel. Vielleicht lasse sich ja einer der Verabschiedeten für diesen Beruf begeistern. Bei den Weichenstellungen fürs weitere Leben sollten aber in jedem Fall „Herz und Verstand mitwirken“, empfahl Weißenburgs Bürgermeisterin Maria Schneller.

Die Schülersprecherinnen Franziska Hagn und Magdalena Struller gestanden zwar im Namen der Absolventen, dass das Einsetzen der Lernbegeisterung sich oft hinausgezögert habe, das große Ziel aber sei nie aus dem Blick geraten. Nach einem letzten Lied der schuleigenen Band „FOStration“, die auch die Gottesdienste vor den Feiern umrahmt hatte, gab es dann die Zeugnisse mit einer Rose obendrauf.

Die beiden Schulbesten Annika Siegert (Heideck, FOS, Endnote 1,23) und Anja Eckerlein (Höttingen, BOS; 1,26) konnten sich darüber hinaus auch über den Preis der Sparkasse Mittelfranken-Süd freuen. Seitens der Raiffeisenbank Weißenburg-Gunzenhausen gab es Buchpreise für die Klassenbesten. Diese heißen: Jonas Bauernfeind (Nennslingen), Andreas Bayer (Ellingen), Nicole Bengl (Hilpoltstein), Emily Campell (Schwabach), Anja Eckerlein (Höttingen), Simon Goppelt (Höttingen), Maraike Heyder (Roth), Laura Hinz (Markt Berolzheim), Maria Mährlein (Dittenheim), Nick Proff (Schwabach), Luisa Raithel (Ellingen), Sandro Ring (Schwabach), Anneliese Schauer (Treuchtlingen), Hannah Schmidt (Weißenburg), Annika Siegert (Heideck), Melina Weißland (Haundorf), Jasmin Wolfsberger (Thalmässing), Julia Wuttke (Georgensgmünd), Alisia Zeißner (Muhr am See) und Jana Zurwesten (Heideck). Von ihnen hatten in den Ausbildungsrichtungen Anja Eckerlein, Nick Proff, Annika Siegert, Jasmin Wolfsberger, Julia Wuttke und Alisia Zeißner die Nase vorn.

Von Jürgen Leykamm

Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung des Autors.

In der Vormittagsfeier erhielten die Absolventen der BOS und der 13. Klassen der FOS ihre Zeugnisse – und die besten Schülerinnen und Schüler jeweils Preise von den hiesigen Banken. Foto: Jürgen Leykamm

Für den passenden Schwung bei der Abschlussfeier sorgten die Mitglieder der Schulband „FOStration“. Foto: Jürgen Leykamm

Am Nachmittag wurden die Absolventen der 12. Klasse der FOS verabschiedet. Auch hier erhielten die besten Schülerinnen und Schüler Buchpreise der Raiffeisenbank. Foto: Martin Graf